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Der 65jährige führt sein Geschäft schon seit einem halben Jahrhundert |
Wenn es dämmrig wird, so scheint es, wird das Leben hier noch bunter und quirliger. Indische Musik schallt duch die Gassen, die Shops füllen sich und die Tempel erscheinen noch farbenfroher. Aundh ist ein sehr moderner Stadtteil, doch gibt es auch Orte die eher an eine Altstadt erinnern. Wir hatten gestern bei einem Spaziergang durch diesen etwas ärmeren Teil interessante Begegnungen mit Goldschmieden, Müllern und einem evangelischen Pfarrer.
Die Vorbereitungen für das
Ganesh-Festival, bei dem der für Maharashtra wohl wichtigste Gott
Ganesh, welcher auch durch seinen markanten Elefantenkopf in Europa
wohl bekannt ist, gefeiert wird, laufen schon auf Hochtouren. Händler
bauen ihre Stände auf und verkaufen Götterstatuen in allen Größen,
welche beim Festival feierlich in den Fluss geworfen werden.
Mittlerweile gibt es schon, aufgrund der großen Belastung der
Gewässer, sich auflösende Ganesh-Figuren um dieselben zu schonen.
Tempel werden mit Blumen und Farbpulver geschmückt und junge
Trommler proben für Ihren baldigen Auftritt. Das Getümmel begleitet
uns während wir Bekanntschaft mit dem 65jährigen Ladenbesitzer
machen, welcher sein Geschäft an der Hauptverkehrsstraße schon seit
rund 50 Jahren führt. Er zeigt uns seine Gewürze, ist stolz auf
seinen Laden. Ein Müller und ein Friseur freuen sich, als wir fragen
ob wir ein Foto machen dürfen. An der Abzweigung einer kleinen Gasse
fällt uns ein kleines, pink gestrichenes Haus mit der Aufschrift
'Prayer Hall' und einem sichtbaren Kreuz auf. Ein alter Mann kommt
heraus und erklärt uns, überraschenderweise auf Englisch, er sei
der Pfarrer dieser kleinen, protestantischen Kirche. Seine Gemeinde
zählt etwa 350 bis 400 Gläubige welche mindestens einmal die Woche
zum Gebet kommen.
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Der 86jährige ist Pfarrer einer kleinen protestantischen Kirche in Aundh |
Er lädt uns ein, einzutreten. Es scheint, der
kleine Raum dient nicht nur als Gotteshaus sondern auch als Wohnstube
des 86 jährigen. Er erzählt uns eindrucksvoll, wie er vor zwei
Monaten sein eigenes Wunder erlebt habe. Nach mehrmonatiger Lähmung
des ganzen Körpers sei er in seine kleine Kirche zurückgekehrt, da
ihm im Krankenhaus niemand helfen konnte. 'And then, God told me to
walk!' Er setzt sich aufs Bett und zeigt uns, wie er sich zuerst
aufrichtete, schließlich stand und bald seine ersten Schritte gehen
konnte.
Ich empfand die Begegnung als sehr beeindruckend, als wir
die Kirche verließen um zum nahen Gemüsemarkt zu gehen. Hier
trafen wir auf enthusiastische Händler, die es gar nicht erwarten konnten auf
ein Foto zu kommen und ihre Auslagen zu präsentieren.
Der Abend hat
gezeigt, wie bunt und vielfältig das Leben hier in Indien ist und
wie viele Eindrücke auf einen stürmen, wenn man aus seiner Wohnung
heraus auf die Straße geht. Nachfolgend zeige ich ein paar Impressionen aus unserer Stadt.
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Eine Müller bei seiner Arbeit in Aundh |
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Ein Friseursalon in Aundh |