Seiten

Mittwoch, 21. November 2012

2. Etappe

2. Etappe: Mamallapuram - Pondycherry - Auroville


Das Urlaubs- und Tempelörtchen Mamallapuram hinter uns lassend brachte uns der East Coast Road Rider weiter gen Süden in Richtung Pondycherry. Die Art zu Reisen ist einfach unvergleichbar! Sitzend auf den Eingangstreppen des Türlosen Buses, pfeift einem der warme Wind um die Ohren während draußen das Bild von saftig, grünen Reisfeldern zu dunklen Bananenplantagen über quirlige Dörfer hin zu weiten Kokosnusspalmenfeldern wechselt.
Pondycherry, oder Puducherry, war von 1673 bis 1954 eine französische Kolonie und bildet heute ein eigenes Unionsterritorium im Staat Tamil Nadu. Der französische Einfluss ist deutlich zu spüren! So sind die Straßen neben den tamilischen auch noch mit französischen Namen bezeichnet, die Architektur erinnert an eine Stadt der Côte d'Azure und die Restaurants bieten eine gute Cuisine Francaise an. Auch eine eigene Steuerpolitik hat Pondycherry, was viele Produkte sehr viel günstiger werden lässt. Allgemein macht die Stadt einen sehr gepflegten Eindruck und man verbringt hier auf jeden Fall eine schöne Zeit. Auf der Busfahrt lernten wir den Italiener Mitch kennen, der uns auch am nächsten Tag nach Auroville begleitete, wo uns ein Freund meines Kollegen empfing.
Auroville ist eine Besonderheit für sich. In den Anfängen des zwanzigsten Jahrhunderts lies sich der Guru Sri Aurobindo in Pondycherry nieder und versammelte bald eine große, sehr europäische Gemeinde um sich. Mit der Französin Mirra Alfassa, sie wird von Anhängern 'The Mother' genannt, gründete er hier einen Ashram, welcher auch heute noch als Hauptattraktion von Pondycherry gilt. Nach seinem Tod setzen Anhänger zusammen mit 'The Mother' die Modellstadt Auroville einige Kilometer außerhalb um. Ein utopisches Experiment, das Menschen aus aller Welt versammeln sollte. Heute hat sich Auroville etabliert und ist Heimat von rund 2.000 Einwohnern, viele davon kommen aus Deutschland. In der Mitte der Planstadt steht das imposante Matrimandir, ein großes Meditationsbauwerk, was wir zwar nicht betreten aber zumindest von außen bewundern durften.
Am Nachmittag trennten sich unsere Wege am Busbahnhof von Pondycherry. Mitch machte sich auf, eine Verbindung nach Madurai zu finden, Johannes musste zurück nach Chennai und ich hatte eigendlich Rameshwaram im Kopf als ich in den Bus stieg. Landen sollte ich allerdings an diesem Tag nicht dort!

Einer der wenigen Elefanten die ich bisher in Indien gesehen habe in Pondycherry beim Tempel

Promenade in "Pondy"

Matrimandir in Auroville

Mitch und Johannes am Busbahnhof in Pondycherry



Dienstag, 20. November 2012

Die große Reise, 1. Etappe

Meine lieben Freunde im fernen Westen und allen anderen Himmelsrichtungen! Mario hat in den letzten Tagen knapp 3500 Km hinter sich gebracht und dabei viel gesehen! Die Reise ging in den Süden Indiens nach Tamil Nadu. GoAir brachte mich bequem aber verspätet in der nacht vom Fr. auf Sa. den 10. November nach Chennai, die tamilische Hauptstadt, welche den Ausgangspunkt des Trips darstellen sollte. Innerhalb von neun Tagen brachte dieser mich dann nach Mamallapuram, Pondycherry & Auroville, Trichy, Rameshwaram und Madurai. Aufgrund von Diwali, dem groß gefeierten Lichterfest, welches hier vom Ausmaß her mit Weihnachten vergleichbar ist, gabs einige Feiertage, die ich nutze um Incredible India weiter zu erkunden. Es ist festzuhalten, dass ich erlebnisreiche Tage hinter mir habe in denen ich viel gesehen und kennengelernt habe. In kleineren Etappen möchte ich Euch berichten, wie es mir ergingt und natürlich was mir vor Auge und Linse gekommen ist.


Etappe 1: Chennai - Mamallapuram


 "Welcome to Chennai International Airport!" begrüßte mich ein Schild auf Englisch und Tamil, die Sprache der Tamilen am Flughafen der großen, südindischen Stadt. Es muss gesagt sein, dass die Tamilen sehr stolz auf ihre Sprache sind und vielleicht deswegen, aus Trotz zur großen Hindi-sprechenden Mehrheit, eher aber einfach von je her, Hindi in Tamil Nadu eine Fremdsprache ist. Es gibt wohl über 500 verschiedene Zeichen und allein sieben verschiedene Fälle, wohl am ehesten gerechtfertigt von der beachtlichen Sprachgeschichte von über zweieinhalbtausend Jahren. Jedenfalls erwartete mich Johannes auch noch um halb drei morgens, geplante war eigendlich zwei Stunden früher zu landen.
Den Samstag verbrachten wir in Chennai, der postapokalyptischen Modellstadt. Mit knapp 9 Millionen Einwohnern bildet die Agglomeration ein riesiges Siedlungsgebiet und ein Zentrum der indischen Softwareindustrie. Um Johannes zu zitieren hat die Stadt kein richtiges Zentrum und letztendlich sieht alles sehr ähnlich aus. Wir besuchten den Flowermarket, eine von Johannes' Arbeitsstellen. Hier unterrichtet er die Kinder der Arbeiter, welche aus riesigen, duftenden Häufen von Blüten Ketten und anderen Blumenschmuck herstellen. Der große Fruitmarket nebenan verbreitet einen faulig-süßlichen Duft, beherbergt Tonnen von Bananen, Orangen, Früchten.
Zwei Mitfreiwillige der NGO organisierten am Nachmittag ein Programm für Kinder der Bone-Factory, zu welchem wir uns hinzugesellten. In dunklen, einfachen Verschlägen wohnen hier die Famlien die in der Art Knochenmühle arbeiten; den fröhlichen Kindern merkte man jedoch die raue Umgebung nicht an. Allgemein ist mir bisher aufgefallen, wie fröhlich und offen Kinder auf einen zugehen!
Bepackt mit den schweren Trekking-Rucksäcken gings dann mit dem East-Cost-Road-Rider, einem staatlichen Bus der die Ostküste hoch und runter fährt, in Richtung Mamallapuram. Ich hatte das Gefühl, Chennai hört nie auf! Nach zwei Stunden Fahrt waren wir noch immer nicht am Ende der Stadt! Dieses dann aber doch irgendwann erreicht, ging es schnell in den kleinen Küstenort am Golf von Bengalen. Hier trifft man auf einige Touristen, die kommen um sich am Strand in die Sonne zu legen, sich bunte Ketten verkaufen zu lassen und den Tempelbezirk von Mamallapuram anzuschauen, der zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde (hier mehr dazu). Wir taten es ihnen gleich. 

Der Flowermarket, eine Arbeitsstelle von Johannes



Sehr viele alte Gemäuer bieten Mamallapurams Tempel, hier der Seashore-Tempel